5. Haid–Postalm–Großglockner-Soboth-Haid 1000km Super Brevet
Mittlerweile sind die Standard Brevet Distanzen von 200/300/400/600km erfolgreich abgeschlossen und wie 2017 gibt es auch dieses Jahr dafür den „SUPERRANDONNEUR“ Titel. Doch für mich steht mit dem 1000km Super Brevet und den rund 11.000 Höhenmetern noch eine echte Hammerdistanz auf dem Programm. Natürlich mit von der Partie ist mein Trainingspartner Christian Sinek, mit dem ich 2019 das Projekt „Race Around Austria im 2-er Team“ bewältigen möchte.
Bereits am Do vor dem Bewerb gab es die verpflichtende Fahrerbesprechung wo die für die Kontrollstellen erforderliche Brevet Karte und das Roadbook verteilt wurden. Organisator der Österreich Brevets, Ferdinand Jung, gab uns auch noch die letzten Informationen mit auf den Weg. Nachdem am Freitag der Start um 5:00 Uhr angesetzt war, wurde nochmals alles für den nächsten Tag gecheckt. Das besondere am Brevet ist, du bist selbst für die Route lt. Roadbook und Verpflegung verantwortlich und nur bei Kontrollstellen ist Unterstützung durch Betreuer erlaubt. Wir mussten uns diesmal ohne Betreuer durchschlagen, was mir vor dem Brevet eine ziemlich schlaflose Nacht beschert hatte.
Permanent gehen dir Fragen durch den Kopf, hast du alles für den 1. Tag dabei, Regenschutz, Gels,… was machst du bei einem Defekt? Wie wirst du die vielen Anstiege verkraften?
Punktlich um 05:00 Uhr ging es in Haid los!
Die ersten Stunden im oberösterreichischen Seengebiet befanden wir uns in einer 5-Gruppe. Im Anstieg zur Postalm(S) konnten wir uns etwas absetzen, schlussendlich erfolgte auf dem Weg zum Glockner wieder der Zusammenschluss. Ab der Kontrollstelle in Bruck an der Glocknerstrasse bildete ich mit Christian die 2-Mann „URC Spk Renner Langenlois“ Gruppe, was sich bis zum Ziel nicht mehr ändern sollte. Bis dahin war es aber noch ein langer, anstrengender Weg.
Der Anstieg zum Hochtor funktionierte ganz gut, bei den letzten Höhenmeter merkt man aber schon die dünnere Luft und wir hatten bis zu diesem Zeitpunkt doch rund 280km mit ca. 2800 Höhenmetern in den Beinen. In Kärnten führte uns die Route weiter bis nach Spital an der Drau, wo es die erste Notschlafstelle gab. Wir beschlossen eine Pause zu machen um zu essen und zu duschen. Außerdem mussten wir die Räder, Verpflegung, Bekleidung und Navi für die erste Nacht vorbereiten.
In Spital a.d. Drau gönnten wir uns auch unsere einzige kurze Schlafpause von 1,5 Stunden, wobei von erholsamen Schlaf keine Rede sein konnte.
Eine mentale Herausforderung war der Wecker um 1:00 Uhr früh und der Start zur nächste Etappe. Da fragst dich wirklich ernsthaft, ob man nicht doch zu Hause professionelle psychologische ärztliche Hilfe in Anspruch nehmen sollte 😉
Aber es funktioniert immer wieder und Körper und Geist spielen wieder mit. Diese extremen Anreize machen den Ultracycling Radsport so interessant.
Das 1000km Brevet führte uns durch 6 Bundesländer. Mit Oberösterreich, Salzburg und Kärnten hatten wir bereits 3 davon hinter uns gelassen. Nach dem gefürchteten 10km Anstieg auf die Soboth kamen wir in die Südsteirische Weinstrasse.
Ein Jahr zuvor beim Kurzurlaub mit gemütlichem Heurigenbesuch hätte ich mir nie gedacht, dass ich ein Jahr später an dieser Stelle bei einem Ultracycling Bewerb vorbeikomme.
Schlussendlich konnten wir auch diese mentale Herausforderung meistern und erreichten ohne Aufenthalt beim Buschenschank über einen kleinen Umweg in das Burgenland die 2. Notschlafstelle in Kaindorf(ST).
Wir waren uns einig, die Pause um zu Essen und uns für die 2 Nacht vorzubereiten musste reichen und wir wollten auf eine Schlafpause verzichten. Weiter ging es nach Niederösterreich. Neben dem Wechselgebiet gab es noch echte landschaftliche Gustostückerl mit einigen giftige Anstiegen wie Kalte Kuchl und Gscheid, die während der Nachtstunden im Lichtkegel der Radlampe zwar harmlos wirken, aber der bereits einigermaßen strapazierten Muskulatur nochmals alles abverlangen.
Viel Natur gab es auch durch die Wildalpen und das Reichraminger Hintergebirge. Hier waren wir vergeblich auf der Suche nach einem Bankerl für einen 10 minütigen Power nap – da kannst dann einfach nur durchfahren 😉
Von der letzten Kontrollstelle in Reichraming trennten uns noch ca. 50 Kilometer vom Ziel. Auch wenn bereits so manches kleines Wehwehchen zu schaffen machte, sollten diese letzten Kilometer auch kein Problem mehr sein.
Fazit
Meine erster Ultracycling Bewerb mit mehr als 48 Stunden war landschaftlich, körperlich und mental ein echtes Highlight UND — wir sind ein super Team, was mich für das Projekt „#RAA2019“ sehr zuversichtlich stimmt.
Die Finisher
Die Strecke
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